Von Hütte zu Hütte durch die Bergwelt des Verwall

Sie gehört seit vielen Jahren zum festen Programm im Jahreskalender des Odenwaldklubs Eppertshausen, die Hochgebirgswanderung. Lediglich durch die Pandemie unterbrochen, konnte diese nicht stattfinden.

10 Teilnehmer zählte sie in diesem Jahr, die sich montags um 6.00 Uhr aufmachten und gen Süden fuhren. In St. Anton am Arlberg wurden die Fahrzeuge geparkt, die Wanderstiefel geschnürt, das Gepäck in die Rucksäcke verstaut. Und wie immer hatte sich jeder vorgenommen: „dieses Mal wird nicht so viel mitgenommen!“. Guter Vorsatz – aber vielleicht braucht man die Regenhose – bei 30 Grad! Eine kurze Strecke mit dem Bus, dann hieß es Rucksack geschultert und los ging es stets bergan zur Konstanzer Hütte auf rund 1700 m. Zimmer beziehen, Lage besprechen, Abendessen und um 22.00 Uhr ist Ruhe auf der Hütte.

Die Neue Heilbronner Hütte, die alte war vor einigen Jahren von einem Bergrutsch begraben worden, war unser nächstes Ziel. Als mittelschwerer Bergweg ausgezeichnet, mit 1300 m Anstieg und 660 Höhenmeter Abstieg auf rund 15 km Wegstrecke. Die angegebene Gehzeit von rund 6,5 Std. wurde von Anfang an bezweifelt. Bei idealem Wetter, vormittags noch im Schatten, auf dem Bruckmannweg über das Wannenjöchle (2633 m), auf schmalen baumlosen Pfaden aufwärts. Begleitet von verblühtem Almrausch, Sommermatten mit echtem Enzian, Arnika und Bergröschen, musste so mancher Trinkstopp eingelegt werden. Nach 10 Stunden, verschwitzt, durstig und erschöpft erreichten wir die Hütte und das wohl verdiente Weizen. Dagegen war die nächste Etappe zur Friedrichshafener Hütte ein eher einfacher Bergweg. Dieser führte über das Muttenjoch (2620 m) 470 m aufwärts und rund 650 Höhenmeter abwärts, bei einer Gehzeit von rund 5 Stunden. Vier gut konditionierte Wanderer erklommen dann noch den höchsten Punkt der Tour, die Gaisspitze mit ihren 2780 Metern.

Für Donnerstag war die Darmstädter Hütte auf dem Wegeplan vorgesehen. Als mittelschwerer Bergweg, zum Teil mit Kletterpassagen über den Dürrweg und rund 8 bis 9 Std. Gehzeit angegeben, erforderte er eine nötige Umplanung, zumal die Wetterprognosen auf Schauer und Gewitter hinausliefen. Das Gros der Mannschaft legte eine entspannte Rundwanderung zu einem Bergsee ein, lies es sich später bei Buttermilch und Kartenspiel gutgehen und manche wagten sich auch in den bitterkalten Bergsee an der Friedrichshafener Hütte. Derweil kämpften sich zwei Bergkameraden rund 12 Stunden bis zur Darmstädter Hütte durch – Respekt!

Am Freitag ging es über steinige Grade, Geröllfelder und Gletscherreste zurück zur Konstanzer Hütte. Den Blick immer zum Himmel gerichtet, der sich bedrohlich in Windeseile dunkel färbte. Wie aus heiterem Himmel blitzte und donnerte es, ein heftiger Regenschwall kam hernieder, der dann in einem noch heftigeren Hagelschauer mündete. Es gab mächtig auf die Ohren, auch das Blätterdach einer Weide konnte daran nichts ändern. Als in unmittelbarer Nähe eine heftige Mure im Bachbett talwärts rollte, nahmen wir sprichwörtlich im „Schweinsgalopp“ reiß aus. Auf den letzten Metern wurden wir bis auf die Haut durchgeweicht. Wohlbehalten erreichten wir schließlich alle das Ziel und freuten uns über die gelungene Rundreise durch das Verwall.

Am Samstag, spätnachmittags, erreichten wir wieder die heimischen Gestade, mit großem Dank an die beiden Wanderführer Bernhard Kraus und Peter Noll, die mit einem Wandershirt belohnt wurden.

„Glück zu“ – der Gruß der Müllerzunft

Kaum jemand kennt den „Müllergruß“ – noch viel weniger Menschen erkennen Mühlen und ehemalige Mühlengebäude in ihrer näheren Heimat. Nach der ersten Mühlentour vor zwei Jahren, bei der vor allem die Mühlen in Münster, Dieburg und Groß-Zimmern besucht wurden, gab es nun eine weitere, die entlang des Richer- und Semder-Bachlaufs folgte. Einzig die erste Mühle lag früher noch an der Gersprenz, nach der Begradigung um 1934 wurde der Wiesen- oder Grausmühle sprichwörtlich das Wasser abgegraben.

Fast 40 Teilnehmer zählte die radelnde Gruppe, die dann über Nebenstrecken, Feld- und Waldwege die ehemaligen Mühlen aufsuchte. Von der Forstmühle oder Pfälzer Mühle in Altheim steht nach über 300 Jahren Mühlengeschichte nur noch ein marodes Wohnhaus, vom ehemaligen Drei-Seiten-Hof ist nichts mehr vorhanden. Ein besseres Beispiel gelungener Sanierung ist die nächste Mühle, die Altstätter- oder Lautzenmühle. Das alte Mahlwerk wurde in das neue Gebäude die Hofreite eingepflegt. An jeder Mühle gab es einen kleinen Stopp; bei der Norbert Anton etwas zu den historischen Gebäuden erzählte. Von dem harten Dasein im Müllerhandwerk, den Familienzwisten und der Abhängigkeit der Landesherren, Missernten, Feuer und Zerstörungen vornehmlich im 30jährigen Krieg. Nächster Anlaufpunkt war die Lützelforstmühle, die vielen als Hofladen bekannt ist, dann zur Richer Mühle, einem Paradebeispiel vom Versagen des Denkmalschutzes. Hier durfte sich jeder einmal als Hobbykünstler auslassen. Danach schlängelte sich der Drahteselbandwurm auf der Umstädter Gemarkung. An der Einmündung zum Raibacher Tal wurde an der Eselsmühle und der Unteren Raubachmühle kurz angehalten. Nächster Zwischenstopp war der Standort der Stadtmühle, die wie viele der Mühlen kurz nach dem Krieg stillgelegt oder gänzlich verschwunden sind. Nun galt es das letzte Stück auf vielbefahrener Straße zu meistern.

Das Ziel, die Lohmühle die jetzt als Weingut betrieben wird, erreichten wir nach 2 Stunden Exkursion. Noch eine kurze Erläuterung, auch zum bekannten Müller und Turmuhrbauer Ritzert, dann konnte sich die Mannschaft bei Brezeln, Käse und Wein stärken. Die Lohmühle hatte, trotz Urlaub, extra für die Eppertshäuser Gäste eine Ausnahme gemacht und geöffnet. Nach einer ausgiebigen Rast strebten die Radfahrer nach einem lehrreichen Tag der Heimat entgegen.